Studieren in Zeiten von Covid19 – wer Fieber hat, darf nicht an die Hochschule

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Trotz Coronagefahr starten viele Hochschulen zum Wintersemester 2020 wieder mit der Präsenzlehre. Vielen Studentinnen und Studenten ist das Fiebermessen auf dem Campus lieber als das Lernen vor der Webcam.

Die Lehrenden tragen allesamt Mundschutz und manche sogar Handschuhe, überall gibt es Spender mit Desinfektionsmittel, Roboter entkeimen die Räume mithilfe von UV-Strahlen. Was wie ein Lehrfilm für Mediziner anmutet, gehört im Jahr 2020 zum Studienalltag. In einem eigenen Video zeigt die IE Business School, wie das Campusleben im Finanzzentrum von Madrid ab dem kommenden Semester aussehen wird. Wer hier studieren will, muss zuvor einen Corona-Test machen und sich die unieigene Corona-App aufs Smartphone laden. Elektronische Schranken regeln den Zutritt zu den Gebäuden und Wärmebildkameras erfassen Personen mit erhöhter Temperatur. Bei mehr als 37,4 Grad Celsius bleibt die Tür verschlossen.

Einbahnsysteme mit Pfeilen und Absperrungen geben die Laufrichtung vor und sorgen so für einen sicheren Abstand, in den Hörsälen ist jeder zweite Tisch durch ein blaues Kreuz blockiert. Das Reinigungspersonal arbeitet in Sonderschichten, um nach jeder einzelnen Vorlesung die Tische und Türgriffe zu desinfizieren. „Wir sind vorbereitet und haben alle nötigen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz und für physischen Abstand getroffen“, sagt IE-Präsident Santiago Iñiguez de Onzoño.

Die versuchte Rückkehr zur Normalität

Weltweit setzen Business Schools derzeit alles daran, ihren Studierenden trotz vielerorts steigender Infektionszahlen eine möglichst sichere Rückkehr auf den Campus zu ermöglichen. Zwar haben die meisten im Zuge des Corona-Lockdowns ihr digitales Studienangebot deutlich ausgebaut, doch die wenigsten Studentinnen und Studenten sehen Online-Kurse als Dauerlösung.

Eine große Mehrheit von ihnen ist der Meinung, dass ein rein virtuelles Studium Nachteile beim Networking sowie schlechtere Karrierechancen mit sich bringt, ergab eine Umfrage des gemeinnützigen US-Bildungsdienstleisters GMAC im Juni. Rund 40 Prozent würden ihr geplantes MBA-Studium lieber verschieben oder ganz darauf verzichten, sollte der Campus geschlossen bleiben. Ein ähnliches Bild liefert ein Report des Beratungsunternehmens Carrington Crisp. Demzufolge ist ein Online-MBA nur für 15 Prozent der Interessenten erste Wahl. Die Mehrzahl bevorzugt klassische Vollzeitprogramme – trotz Corona-Gefahr.

Privathochschulen als Vorreiter

Wie die IE begegnen auch die deutschen Wirtschaftshochschulen dem Infektionsrisiko mit umfangreichen Hygienekonzepten. Ob ESMT in Berlin, HHL in Leipzig, EBS in Wiesbaden oder Frankfurt School of Finance & Management: Überall wurden in den vergangenen Wochen Stühle entfernt, Laufwege gekennzeichnet, Fahrstühle gesperrt und Hygieneregeln aufgestellt. „Höchste Priorität bei der Wiederaufnahme der Präsenzlehre hat für uns die Gesundheit unserer Studierenden, Professoren und Mitarbeiter“, sagt Markus Rudolf, Rektor der WHU Otto Beisheim School of Management.

Als erste deutsche Business School hatte die WHU ihren Campus in Vallendar Anfang März wegen eines Corona-Falles vorsorglich geschlossen und kurzfristig auf digitale Formate umgestellt. Anfang Juli war sie auch die erste, die ihre Studentinnen und Studenten mit umfangreichen Schutzvorkehrungen zurück auf den Campus ließ. Schneller war nur das Schweizer IMD in Lausanne, wo bereits seit Juni wieder unterrichtet wird. Tägliches Fiebermessen, Maskenpflicht und Trennwände aus Plexiglas gehören hier zur neuen Normalität.

 

Text-Quelle: e-fellows.net

Bild-Quelle: e-fellows.net