Verleiht Meditation Superkräfte? An der Hochschule München (HM) wird dazu geforscht.
Meditieren beeinflusst den Teil des Gehirns positiv, der unter anderem für die Steuerung der Aufmerksamkeit und die Entscheidungsfindung zuständig ist.Mediation kann Stress reduzieren, Konzentration steigern und die Selbstwahrnehmung verbessern – eine echte Superkraft, die du jederzeit und überall einsetzen kannst. Professor Andreas de Bruin von der Fakultät für angewandte Sozialwissenschaften der Hochschule München (HM) wurde zu seiner Forschung befragt, siehe nachfolgendes Interview.
Warum haben Sie angefangen zu meditieren und tun es noch immer?
Ich meditiere selbst seit 1991, und für mich war Mediation immer ein innerer Kompass. Sie hat mir geholfen, mehr Einsicht in die Mechanismen meines Denkens, meiner Gefühle und körperlichen Empfindungen zu bekommen. Sie hat es mir ermöglicht, meine innere Ebene mehr wahrzunehmen. Wenn ich mit dieser inneren Instanz eine stärkere Verbindung habe, dann weiß ich auch besser, was ich hier in meinem Leben zu tun habe.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Achtsamkeit und Meditation an der Hochschule zu unterrichten und das Münchner Modell zu initiieren?
Vor allem war es mir wichtig, dass Studierende die Möglichkeit erhalten, sich selbst besser kennenzulernen. Dadurch können sie herausfinden, welchen Beitrag sie für die Gesellschaft leisten möchten. Des Weiteren interessierte ich mich natürlich auch für die neurowissenschaftliche Begründung der Wirksamkeit von Achtsamkeit und Meditation. Es gibt inzwischen viele positive Befunde für diese wie etwa die Verbesserung der Psychohygiene.
Ebenso verbessern sich unter anderem die Körperwahrnehmung, die Konzentration und die selektive Wahrnehmung sowie die Selbstwirksamkeit, das Wohlbefinden und die Regulation der eigenen Gefühle. Im Jahr 2010 begann ich damit, Achtsamkeit und Meditation an der Hochschule zu einzuführen und im Curriculum zu verankern. Das war damals etwas ganz Neues.
Achtsamkeit und Meditation sind sie heilsam für einen gesunden Geist?
Aus Sicht der Neurowissenschaft geht man davon aus, dass Menschen glücklicher sein könnten, wenn sie mehr Kontrolle über ihren Geist erlangen würden. Dabei sind für einen gesunden Geist vier Komponenten bedeutend: erstens das grundlegende Erkennen des Gewahrseins, zweitens Verbindung, das heißt über Emotionen wie Mitgefühl, Güte, Dankbarkeit zu verfügen und dadurch mit seiner Umwelt in Beziehung zu treten, drittens Einsicht in das eigene Selbst und viertens die eigene Bestimmung im Leben zu erkennen und das eigene Verhalten daran auszurichten. Achtsamkeits- und Meditationspraktiken können hier einen wesentlichen Beitrag leisten.
Kann jeder Meditieren?
Neben den zahlreichen positiven Auswirkungen von Meditationsübungen gibt es auch einige Risiken. Obwohl dies im Hochschulkontext erfahrungsgemäß nicht allzu häufig vorkommt, ist es dennoch sinnvoll und verantwortungsvoll, sich systematisch mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. In meinem Buch habe ich mehrere Risiken beschrieben. Werden diese Risiken berücksichtigt, spricht meines Erachtens nichts dagegen, mit Meditationstechniken zu beginnen. Es wäre bedauerlich, wenn Studierenden, die ein aufrichtiges Interesse dafür zeigen, diese Möglichkeit vorenthalten wird.
Wenn ich Meditation ausprobieren möchte, wie kann ich anfangen?
Mein Vorschlag wäre, eine Sitzmeditationstechnik zu lernen und diese regelmäßig zu praktizieren. Jeder Mensch hat ein ureigenes Potenzial und Meditation kann helfen das zu entfalten. Dafür gibt es unterschiedliche Ansätze, wobei man vor allem lernt, sich auf ein Meditationsobjekt auszurichten. Dies kann beispielsweise der Atem, ein Mantra, ein Bild, der Punkt zwischen den Augenbrauen oder ein Klang sein. Diese Schulung der Konzentration beruhigt den Geist und hilft, sich tiefer mit sich selbst zu verbinden. Wichtig ist, die Übungen mit Gelassenheit durchzuführen. In meinem Buch stelle ich verschiedene Meditationsansätze vor.
Das Buch von HM-Professor Andreas de Bruin lässt sich kostenfrei auf Deutsch und Englisch downloaden.