Projekt der Hochschule Neu-Ulm (HNU) zur intelligenten Sturzerkennung gewinnt DATIpilot-Innovationssprint
Mit einer innovativen Lösung zur intelligenten Sturzerkennung bei Seniorinnen und Senioren überzeugten HNU-Professor Dr. Johannes Schobel und Praxispartner artiso solutions GmbH im Innovationssprint-Wettbewerb des DATIpilot.Das Projekt „stand-by.care“ hebt die Sicherheit älterer Menschen im eigenen Zuhause auf ein neues Level: Mittels eines Adaptersystems für Haushaltsgeräte sollen Unterbrechungen im alltäglichen Aktivitätsprofil der Betroffenen erkannt und Angehörige direkt über mögliche Notfälle informiert werden.
Damit konnte sich das Team unter rund 3.000 Bewerbungen behaupten und qualifizierte sich als eines von 150 direkt ausgewählten Projekten dafür, einen Vollantrag für das Vorhaben zu stellen.
Im Rahmen des DATIpilot – einem neuen Förderprogramm der vom Bundesministerium für Forschung und Bildung (BMBF) gegründeten Deutschen Agentur für Transfer und Innovation (DATI) – werden innovative Ideen für Transferprojekte eruiert und Transferpotenziale erschlossen, um den Innovationsstandort Deutschland zu stärken.
So konnten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler u.a. für sogenannte Innovationssprints bewerben, um innerhalb von 18 Monaten eine neuartige Transfer- oder Innovationsidee zu erproben oder ein bestehendes Konzept weiterzuentwickeln. HNU-Prof. Dr. Johannes Schobel und Praxispartner artiso solutions GmbH traten dafür mit „stand-by.care“ an – und konnten im Pitch-Wettbewerb am 13. Februar in Freiburg auf Anhieb überzeugen. Das Besondere an diesem Projekt: Es bietet eine Art Notfallsystem für ältere Menschen, das über eine herkömmliche Sturzerkennung hinausreicht.
Ein zunehmendes Problem: Notfälle bei alleinlebenden älteren Menschen
Jeder dritte Mensch über 65 Jahren stürzt mindestens einmal im Jahr schwer – und Schätzungen zufolge ist bei rund 95 Prozent dieser Stürze keine weitere Person anwesend. Problematisch ist dies insbesondere angesichts der zunehmenden Anzahl alleinstehender und -lebender Seniorinnen und Senioren.
Auch bei Angehörigen hinterlässt das ein mulmiges Gefühl. „Gemeinsam mit der artiso solutions GmbH möchte ich zeigen, wie sich dieses Problem so lösen lässt, dass die Lebensqualität von Seniorinnen und Senioren deutlich verbessert und das Gesundheitssystem entlastet wird“, sagt Prof. Dr. Johannes Schobel, der als Forschungsprofessor im Bereich Digitale Medizin und Pflege tätig ist. „Dass ‚stand-by.care‘ eine direkte Förderung erhalten hat, ist ein tolles Signal für die Relevanz von innovativen, digitalen Lösungen in einer sich wandelnden Gesellschaft“.
Sicher, einfach, kostengünstig: „stand-by.care“ bietet innovatives Sicherheitsnetz für Ältere
Mit dem Notfallsystem verfolgt der HNU-Professor gemeinsam mit Claus Allgaier und Alexander Eble von der artiso solutions GmbH einen ebenso anwendungsfreundlichen wie innovativen Lösungsansatz: An Haushaltsgeräte wie Kaffeemaschine, TV und Radio oder an Lichtschalter werden spezielle Steckdosenadapter geschaltet, die auf regelmäßiger Basis den Stromfluss messen und die Aktivitätsbefunde an einen Server senden.
Registriert das System eine längere oder untypische Unterbrechung im vorher angepassten Nutzungsprofil, besteht Anlass zur Sorge bzw. liegt eine Notsituation nahe. In diesem Fall werden umgehend die hinterlegten Betreuungspersonen oder ein externes Netz informiert.
„Die meisten Notfallsysteme beschränken sich auf Sturzerkennung – doch nicht jeder Notfall ist mit einem Sturz verbunden“, erklärt Prof. Dr. Johannes Schobel. „Unser selbstaktivierendes System setzt auf eine ganzheitlichere Schutzwirkung, die auch andere missliche Situationen umfasst, ohne die Betroffenen zu stigmatisieren.“
Die dazugehörige mobile Anwendung erhöht die Sicherheit u.a. über GPS-Tracking zusätzlich, ist aber nicht zwingend notwendig. Das Sicherheitsnetz, das „stand-by.care“ aufspannt, ist kostengünstig, einfach zu installieren sowie nahtlos integrier- und individuell anpassbar. Dabei richtet sich „stand-by.care“ nicht nur an Seniorinnen und Senioren selbst, sondern vor allem auch an Angehörige, für die Unsicherheiten in der Betreuungssituation eine große Belastung darstellen.
Im Innovationssprint zur Marktreife: „stand-by.care“ soll in deutsche Haushalte einziehen
Die Innovationskraft des Projekts und die gesellschaftliche Relevanz des wissenschaftlichen Zugangs überzeugten die DATIpilot-Jury: „stand-by.care“ kann nach Einreichung des Vollantrags für 18 Monate gefördert werden, um die Entwicklung des Systems im Innovationssprint bis zur praktischen Einsatzfähigkeit voranzutreiben.
Mit der weiteren Ausarbeitung soll ein neuer Standard in der Betreuung und Sicherheit von alleinlebenden Seniorinnen und Senioren gesetzt werden, wie Claus Allgaier, Head of Product & Business Innovation bei artiso solutions GmbH, erklärt: „Unser Ziel ist es, dass ‚stand-by.care‘ bald in vielen deutschen Haushalten zu finden sein wird, um das Leben älterer Menschen sicherer und unabhängiger zu machen“.