Der Fußball MBA – vom Profisportler zum Akademiker
Veröffentlicht am 15. Januar 2015Ein Master of Business Administration Studium wird ursprünglich mit Managern verbunden oder aufstrebenden Mitarbeiterinnen in Großkonzernen, die ihre Karriere vorantreiben möchten. Dass es dabei verschiedene Möglichkeiten gibt einen MBA abzuschließen, ist kein großes Geheimnis mehr. Es gibt unterschiedliche zeitliche Modelle und Spezialisierungen, zu denen sich die angehenden Studenten und Studentinnen entschließen können. Sogar ein MBA in Weinanbau ist eine Form der Spezialisierung. Doch ein MBA speziell für Fußballer? Das ist neu.
In der Regel werden Fußballer recht jung für den Profisport engagiert. Bereits mit 16 Jahren ist es möglich, den Weg in eine Profikarriere zu starten. Dabei bleibt die schulische Ausbildung nicht selten auf der Strecke. Das Abitur wird da schnell zu einer Herausforderung, die nicht nur auf Grund der zeitlichen Komponente schwer zu meistern ist. Das ist auch der Grund dafür, dass manche Profispieler nach ihrer Karriere „den Anschluss verpassen“, da sie außer dem Kicken nicht viel gelernt haben.
Ausbildungen in der Sportindustrie
Das soll sich nun ändern, denn nicht nur im Fußball, sondern auch in anderen Sportarten und Ligen ist es wichtig, ausgebildet zu sein, um nach der Karriere Fuß fassen zu können. Jason Belzer ist Journalist bei forbes.com und zeigt auf, dass sich die Zeiten im Sport Business schon lange verändert haben: „[…] long gone are the days when working in industry is limited to selling tickets or running coverage of the local professional team for your hometown paper.“ (ebd 2014: forbes.com)
So wird die Nachfrage nach ausgebildeten Kräften in der Sportindustrie immer größer. Denn nicht nur die sportliche Komponente ist von Bedeutung, sondern auch Bereiche beispielsweise aus dem Marketing, der Finanzierung und dem Sponsorship. So haben sich Ausbildungsprogramme entwickelt, die von Bachelor- über Masterstudien bis hin zu MBA Programmen reichen. „Consistently ranked amongst the top sports business graduate programs, University of Oregon’s Warsaw Sports Marketing Center allows students to receive a sports centric MBA from one of the top business schools in the country. With deep ties to Nike and Oregon alumni Phil Knight, Warsaw gives student’s unprecedented access to the business of sporting goods and apparel, as well as a deep dive into the international sports marketing scene.“ (Jason Belzer 2014: forbes.com)
Was nun in der allgemeinen Sportindustrie ein Vorteil ist, kann doch auch auf den Fußball übertragbar sein.
Liverpool macht es vor – Greuther Fürth zieht nach
Eine Vorreiterrolle in der akademischen Ausbildung von Fußballern nimmt die University of Liverpool ein. Sie bietet den „Football Industries MBA (FIMBA)“ an. Dieses Programm wird in zwei Varianten abgehalten. Zum einen als Full-time Programm mit der Dauer von 1 Jahr und zum anderen als Part-time Programm mit einer Länge von 2 Jahren.
Die Ausbildung konzentriert sich in erster Linie auf die Professionalisierung des Geschäftszweiges. Zielgruppe des Programms sind nicht nur Spieler, sondern auch Menschen, die ein Interesse daran haben, in der globalen Fußballindustrie zu arbeiten. Die Schwerpunkte des Studiums sind unter anderem:
– leadership
– strategy
– managing the environment
– innovation
– entrepreneurship
– managing financial resources
– football management
– law
– marketing
„The broader skills [students] acquire include analysis, problem solving, creativity and decision-making.“ (www.liv.ac.uk) Auch in Deutschland gibt es die Möglichkeit sich im Bereich des Fußball weiter ausbilden zu lassen. So gründete im Herbst 2014 die SpVgg Greuther Fürth den „Kleeblattcampus“. Hier werden Bachelor-, Master- und MBA-Programme beispielsweise in BWL mit dem Schwerpunkt Sport angeboten. „Der Bachelor kostet 27.900 Euro und liegt damit im oberen Preissegment. Wer keine akademische Laufbahn einschlagen will, kann für 4.900 Euro eine Weiterbildung im Sportbusiness- oder im Fußballmanagement absolvieren.“ (Anna Gauto 2015: zeit.de)
Der Kleeblattcampus ist im Stadion selbst verortet, sodass neben Fangesängen in Zukunft auch das akademische Tischklopfen zu hören ist. Ein Vorteil dabei ist, dass die Profispieler nicht zusätzlich zum straffen Zeitplan einen langen Anfahrtsweg zur Ausbildung haben. Den Mehrwert einer akademischen Ausbildung hat allerdings nicht nur Greuther Fürth erkannt.
„[…] Auch andere Fußballvereine haben das Potenzial entdeckt, das in der Liaison aus Sport und Bildung steckt. So öffnet im Februar 2015 die „Schalke 04 Sportakademie“, um gemeinsam mit der Universität St. Gallen Sportmanager auszubilden. Das Programm richtet sich weniger an junge Talente als an Führungskräfte und ehemalige Profis. Das Zertifikatsprogramm, das aus 18 Präsenztagen besteht, kostet knackige 14.950 Euro.“ (Anna Gauto 2015: zeit.de)