Karriere um jeden Preis? Immer mehr verabschieden sich von diesem Ziel.
Veröffentlicht am 4. März 2016Dass eine tolle und auf direktem Weg eingeschlagene Karriere nicht immer bedingungslos erstrebenswert ist, zeigt eine US-Studie des weltbekannten Beratungsunternehmens Bain & Company zum Thema Work-Life-Balance. Immer mehr Studentinnen und Studenten wollen ihre Karriere demnach mit anderen Lebenszielen vereinbaren. In der Studie mit dem Titel „Integrating work and life – it’s not just a woman’s issue anymore“ wurden 1.500 amerikanische MBA-Studierende und MBA-Absolventen befragt.
Work-Life-Balance betrifft Männer und Frauen gleichermaßen
Work-Life-Balance ist nicht nur ein Frauenthema, denn fast ebenso viele Männer setzen das Privatleben in ihren Lebensprioritäten mittlerweile vor die berufliche Karriere. Dieses überraschend klare Ergebnis ergab die Studie der weltweit agierenden Managementberatung Bain & Company. So behaupteten 50 Prozent der weiblichen und 51 Prozent der männlichen MBAs, dass ihnen das Erlangen ihrer nicht beruflichen Ziele wichtiger ist als eine schnelle Karriere. Zugleich bevorzugen nur noch 32 Prozent der Studentinnen und 36 Prozent der Studenten den beruflichen Aufstieg (siehe Abbildung).
MBA-Studentinnen und -Studenten denken heute viel intensiver als früher darüber nach, was sie später beruflich und persönlich erreichen wollen. Ihr Fokus liegt nicht mehr ausschließlich auf der persönlichen Karriere, sondern vielmehr auf einem erfüllten Leben in vielen Dimensionen. Rund 40 Prozent der Studentinnen und sogar 42 Prozent der Studenten sehen den ständigen Kompromiss zwischen ihrem Beruf und privaten Ambitionen als das größte Hindernis für die individuellen Karriereziele.
Beruflicher Erfolg wird von Männern anders definiert als von Frauen
Viele der im Rahmen der Bain-Studie befragten Männer äußerten Bedürfnisse, die früher eher als traditionell weiblich angesehen wurden. Beispielsweise ist es laut der Studie 59 Prozent der MBA-Aspiranten wichtiger, in ihrem Beruf etwas Positives zu bewirken, als ein hohes Gehalt zu bekommen. 51 Prozent wiederum würden im Laufe ihrer Karriere gerne ein soziales Projekt auf die Beine stellen und 44 Prozent wären an einer Auszeit ohne berufliche Nachteile interessiert.
Eindeutige Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich weiterhin bei der Definition von beruflichem Erfolg. 37 Prozent der Studenten streben finanziellen Wohlstand als zweitwichtigstes Ziel an, bei den Studentinnen sind es nur 23 Prozent, was Rang fünf in der Prioritätenliste bedeutet. Des Weiteren wünschen sich männliche Top-Absolventen bevorzugt Technologiekonzerne und unternehmergeführte Firmen als Arbeitgeber, während Frauen zusätzlich auch großes Interesse an Branchen mit gesellschaftlicher Bedeutung zeigen.
Reaktion ist gefragt
Die Studienergebnisse sollten zu Konsequenzen für Unternehmen und Ausbildungsstätten führen und zwar dergleichen, dass sie sich an den neuen und flexibleren Karrierewünschen der Studentinnen und Studenten orientieren. Zum einen, um für die Top-Absolventinnen und -Absolventen interessant zu bleiben, zum anderen, um sie nicht an der Wirklichkeit vorbei auszubilden.
Bisher wurden die besten MBA-Programme als Startrampe für eine intensive Karriere mit meist langen Arbeitstagen und zahlreichen privaten Kompromissen angesehen. Unternehmen waren sich bewusst, dass ihre High Potentials alle Kräfte dafür nutzen würden, um einen schnellen Aufstieg zu erreichen. Doch damit ist es nun vorbei, denn die neue Generation der Konzernlenker und Unternehmer nötigt die Wirtschaft zur Akzeptanz der Einstellung, dass Karriere um jeden Preis nicht mehr das höchste Ziel ist.
Unternehmen müssen heute mehr tun, als nur über Flexibilität zu sprechen – sie müssen genauso zeigen, dass ihre Firmenkultur verschiedene Optionen auf dem Weg ins Top-Management bietet. Dazu zählen beispielsweise moderne Arbeitsmodelle wie Teilzeitbeschäftigung, Jobsharing, Homeoffice sowie die Möglichkeit zu einer Auszeit, welche der Karriere nicht schadet. Das rasche Hochkatapultieren von Talenten ist vorüber, stattdessen sollten Führungspersönlichkeiten gebildet werden, die im Beruf und zugleich in anderen Lebensbereichen erfolgreich sind.
Neue Arbeitsmodelle
Zur Durchsetzung der von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern bevorzugten flexiblen Arbeitsmodelle müssen Unternehmen ihre Beförderungsmechanismen neu organisieren. Ist das einmal geschafft, so werden dadurch weibliche und männliche Spitzentalente nicht nur vom Unternehmen angezogen, sondern können auch langfristig gebunden werden. Arbeitgeber sollten sich in jedem Fall bewusst sein, dass die mehrdimensionalen Lebensziele der heutigen jungen Generation weder ignoriert noch als reines Frauenthema behandelt werden können.
Informationen zur Bain-Studie
Diese wurde von der Firma Bain & Company durchgeführt, welche sich als eine der weltweit führenden Managementberatungen auszeichnet. Sie unterstützt sowohl industrie- als auch länderübergreifend diverse Unternehmen bei wichtigen Entscheidungen in den Bereichen Strategie, Operations, Technologie, Organisation, Private Equity und M&A. In Zusammenarbeit mit ihren Kunden möchte Bain klare Wettbewerbsvorteile erzielen und den jeweiligen Unternehmenswert nachhaltig erhöhen.
Schwerpunkt der ergebnisorientierten Beratung sind das Kerngeschäft des Kunden und unterschiedliche Strategien, mit denen aus einem starken Kern heraus neue Wachstumsfelder erschlossen werden können. Seit der Firmengründung im Jahr 1973 lässt sich Bain & Company an den Ergebnissen seiner Beratungsarbeit messen. Bain beschäftigt in 34 Ländern auf der ganzen Welt und in 53 Büros in rund 6.000 Mitarbeiter – dazu gehören auch 700 Mitarbeiter im deutschsprachigen Raum. Ausführliche Informationen zu Bain finden Sie unter www.bain.de.
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