Bauen als Student? Wie der Spagat gelingen kann.
Veröffentlicht am 5. Oktober 2017Es gibt zwei Dinge, die Bauherren und Studenten einen: Beide brauchen Zeit und Geld, um ihre Aufgaben zu erledigen. Der Bauherr muss sich um Grundstück, Planung und Ausführung des Bauvorhabens kümmern. Der Student muss sein Studienpensum so strukturieren, dass die geforderten Lerninhalte zur ausgewiesenen Prüfungsdeadline sitzen. Und beiden sitzt die Herausforderung „Finanzen“ im Nacken, denn ein Bauvorhaben kostet Geld – und ein Studium ebenso. Wie der Spagat gelingen kann, Bauherr und Student zu sein, verrät dieser Beitrag.
Best Practice Beispiele gibt es bereits
Abbildung 1: Das Haus von Joel Weber ist kaum größer als dieses Tiny House. Doch es ist sein Eigenheim – und spart ihm horrende Mietpreise.
Der US-Amerikaner Joel Weber umgeht mit einem selbstgebauten Eigenheim die teuren Kosten fürs Studentenwohnheim. Zwischen 1100 und 1900 Dollar monatlich hätte der Student berappen müssen, um in Austin zu wohnen – und zwar zur Miete. Das war ihm entschieden zu fiel und so startete er Planungen, um seinen Traum von den eigenen vier Wänden zu verwirklichen. Das Tiny House, das der Student heute bewohnt, plante er selbst. Der Bau dauerte ein Jahr. 15000 Dollar kostete Joel Weber sein Traum vom Eigenheim. Dieses ist fahrbar und gerade einmal 13 Quadratmeter groß.
Einige Heidelberger Studenten verfolgen im Vergleich dazu noch einen weitaus ambitionierteren Plan: Sie wollen ihr eigenes Wohnheim bauen. Der Plan ist aus der Not heraus entstanden, denn in Heidelberg fehlen bis 2030 etwa 11.000 Wohnungen. Geplant ist nun ein Wohnheim mit 170 Wohnplätzen und einer Fertigstellung im Jahr 2019. Finanziert werden soll das Projekt so: „Die Finanzierung erfolgt durch Fördermittel vom Staat und der KfW und Direktkrediten von Privatpersonen. Brandschutz, Statik, gesetzliche Vorgaben und letztendlich auch die abhängige Finanzierung beschränken die Möglichkeiten allerdings.“
Das private Bauvorhaben. So kann’s funktionieren
Auch wenn das Motto „wenn nicht jetzt, wann dann“ mehr als abgedroschen klingt, so trifft es doch auf ein geplantes Bauvorhaben absolut zu. Mit einem historisch Tiefpunkt im Leitzins (0,00 Prozent) und einem Einlegesatz im Minus (-0,40 Prozent) ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um ein geplantes Bauvorhaben in die Tat umzusetzen. Um möglichst schnell herauszufinden, ob der Traum vom Eigenheim mit dem knappen Budget eines Studenten überhaupt zu verwirklichen ist, müssen diese Fragen im Vorfeld geklärt werden:
- Gibt es Fördermöglichkeiten?
- Soll der Zinssatz für die Kreditdauer festgezurrt werden?
- Wie realistisch ist eine flexible Tilgung?
- Wie viel Geld steht monatlich fürs Wohnen zur Verfügung?
- Wie viel Geld wird benötigt?
Mit der Summe X auf dem Papier lohnt es sich, die Bauzinsen zu berechnen. Auch das Ergebnis will richtig gedeutet werden: Das Angebot, das zum Ende der Zinsbindung die niedrigste Restschuld aufweist, das ist ein guter Fang. Passen die Parameter gut zueinander, kann die zweite Phase des Bauvorhabens eingeläutet werden: Es muss entschieden werden, ob und in welchem Rahmen das Bauvorhaben umgesetzt werden kann. Entscheidend dabei sind die folgenden drei Faktoren:
1.) Der Finanzbedarf
Abbildung 2: Wer sich den Traum vom Eigenheim bereits zu Studienzeiten verwirklichen will, der sollte auch später in der Region bleiben wollen.
Wer die Bauzinsen anhand eines Schätzwertes für die anstehende Immobilie berechnet hat, muss nun ins Detail gehen:
– Was kostet das Grundstück? Studenten könnten sich auch nach einem passenden Grundstück bei Eltern oder Verwandten umsehen. Das ist vermutlich günstiger zu kaufen als ein Grundstück auf dem freien Markt.
– Was kostet der Hausbau? An dieser Stelle muss abgewogen werden, ob der Bau eines Fertighauses finanzierbar ist (hierbei fällt der zeitliche Aufwand vergleichsweise gering aus) oder ob in Eigenregie gebaut werden soll, was oft günstiger, aber langwieriger und viel zeitaufwändiger ist.
2.) Der Zeitplan
Es ist wichtig, zu skizzieren, in welchem Zeitrahmen das Bauvorhaben umgesetzt werden soll.
– Wenn Zwischen- oder Abschlussprüfungen anstehen, ist es kein guter Zeitpunkt, den Hausbau in Eigenregie zu initiieren. Ein Haus von einem Bauträger errichten zu lassen, wäre trotz Prüfungsstress möglich.
– Wenn unklar ist, ob der Studiengang der Richtige ist, dann ist es kein guter Zeitpunkt, um den Traum vom Eigenheim in die Praxis umzusetzen. Die Gefahr ist groß, dass mit dem Studienwunsch auch der Studienort kippt. Und dann steht ein halb-fertiges Haus in einer Stadt, in der es kein passendes Studienangebot gibt. Ist der Wunsch nach dem Eigenheim stärker ausgeprägt und das Studium kippt dennoch, bietet sich das MBA Fern- oder Onlinestudium als ortsunabhängige Alternative an.
Abbildung 3: Grundvoraussetzung, um einen Hausbau während des Studiums verwirklichen zu können, ist eiserne Disziplin. Freizeit im Campus-Park wird es erstmal nicht geben. Wer ein Fernstudium absolviert, entgeht dieser Versuchung leicht.
3.) Die Details
Nichts ist schwieriger, als eine Studentenwohnung und einen Hausbau parallel zu finanzieren. Tipp: Wer noch zuhause bei den Eltern wohnt, hat die besten Chancen, die Finanzierung stemmen zu können, denn so steht „nur“ die Tilgung des Kredits auf der To-do-Liste. Auch ein Nebenjob muss Teil des Plans sein, damit der Traum vom Eigenheim wahrwerden kann.
Das Engagement derer, die helfen wollen, muss richtig eingeschätzt werden können. Hilfe ist nur dann gut, richtig und sinnvoll, wenn die Fähigkeiten auch fachlich versiert sind. Tipp: Für die großen Arbeiten ist es sinnvoll, eine Fachfirma zu beauftragen. Den Innenausbau mit Streichen und Bodenlegen kann dann auch in Eigenregie bewerkstelligt werden.
Auch das Interieur kann mitunter ganz schön teuer werden – und wird nur selten bedacht, wenn es um die Finanzierungssumme eines Bauvorhabens geht. Tipp: Wer sich rechtzeitig umhört, kann Mobiliar bereits während der Bauphase günstig anschaffen. Versteigerungen oder Gebrauchtkäufe sind ein Traum für Schnäppchenjäger.
Abbildung 1: pixabay.com ©kurtdeiner (Creative Commons CC0)
Abbildung 2: pixabay.com ©hschmider (Creative Commons CC0)
Abbildung 3: pixabay.com ©quinntheislander (Creative Commons CC0)