Europas innovativste Universitäten

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Auf den ersten Blick scheinen die innovativsten Universitäten in Europa nicht viel gemeinsam zu haben. Einige sind katholische Schulen, einige sind säkular, andere sind staatlich und einige sind privat. Eine davon ist sogar schon 920 Jahre alt. Eine andere wiederum ist erst seit weniger als einem Jahrzehnt eine unabhängige Institution. Die Bildungseinrichtungen sind auf dem ganzen Kontinent verstreut, einige in großen Städten und andere in ländlichen Gebieten.

Der einzige gemeinsame Nenner: Fast alle von ihnen heben die praktische Forschung und Wissenschaft hervor, die im Gegensatz zur reinen Akademiker-Bildung steht. Laut einer Umfrage von REUTERS dominieren im Ranking von Europas Top 100 der innovativen Universitäten die Technischen Universitäten und Hochschulen. Dieses Ranking  befasst sich mit Bildungseinrichtungen, die am meisten dafür tun, um die Wissenschaft voranzubringen, die neue Technologien erfinden und die dazu beitragen, die Weltwirtschaft anzukurbeln.

Blog 74_Europas innovativste UniversitätenDie innovativste Universität in Europa ist laut diesem Ranking die KU Leuven, eine Schule mit niederländisch-sprachigem Unterricht und Sitz in der belgischen Region Flandern. Gegründet wurde sie im Jahr 1425 von Papst Martin V. und sie ist die weltweit älteste katholische Universität. Aber ihre Ausbildung beschränkt sich nicht auf Theologie alleine. Die KU verfolgt eine durchaus nachahmenswerte Mission, nämlich eine umfassende und fortschrittliche wissenschaftliche Forschung zu betreiben. Sie ist offen für Studentinnen und Studenten aller Glaubensrichtungen, arbeitet unabhängig von kirchlichem Einfluss und sie unterhält eines der größten unabhängigen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen auf diesem Planeten. Dafür wurden zum Beispiel im Jahr 2014 Forschungsgelder in der Höhe von 426 Millionen Euro bereitgestellt.

Die KU Leuven verdient somit ihren ersten Rang und punktet immer wieder von neuem durch eine hohe Anzahl an einflussreiche Erfindungen. Die an der Universität tätigen Forscher können mehr Patente vorzeigen als fast jede andere Universität in Europa und auch außerhalb der KU Leuven machen die Forscher mit ihren Erfindungen und mit eigenen Patentanmeldungen auf sich aufmerksam.

Einige der top bewerteten Universitäten gelangten erst in das Ranking, als größere Institute ihre Fachabteilungen auslagerten. So war das Imperial College London (im Ranking auf Platz 2) früher das Imperial College of Science, Technology and Medicine und ein Teil der University of London. Im Juli 2007 wurde das Imperial College völlig unabhängig und es ist heute eine öffentliche Forschungsuniversität mit mehr als 16.000 Studentinnen und Studenten aus über 125 Ländern. Dadurch übertrifft das College auch seinen Ursprung – die University of London rangiert unter Europas Top 100 nämlich auf Platz 30.

Eine ähnliche Entwicklung nahm jene der Schweizer Ecole Polytechnique Federale de Lausanne, welche seine aktuelle Form im Jahr 1968 erhielt, nachdem sie von der Universität Lausanne losgelöst wurde. Heute ist die EPFL ein Bundesinstitut und dazu verpflichtet, jedem Schweizer High-School-Absolventen eine Zulassung zu gewähren.

Weitere Top-Bildungseinrichtungen wurden ganz gezielt dafür geschaffen, um als  Zentren der Innovation zu dienen. Die Technische Universität München (TUM, auf Rang 5 des REUTERS-Rankings) wurde beispielsweise 1868 von König Ludwig II von Bayern gegründet und damit beauftragt, das Königreich von einem Agrar- in einen Industriestaat umzuwandeln. Heute blickt die Universität auf 39.081 Studentinnen sowie Studenten, die an drei Standorten in München, Freising-Weihenstephan und Garching eingeschrieben sind. Seit 1927 haben insgesamt schon 13 TUM-Professoren und -Alumni einen Nobelpreis gewonnen, darunter Rudolf Mößbauer (Physik, 1961) und Ernst Otto Fischer (Chemie, 1973).

Unter den 100 innovativsten Universitäten in Europa – egal ob mit technischer oder mit anderen Fachrichtungen – befinden sich 24 in Deutschland, mehr als in jedem anderen Land. An zweiter Stelle dieses Rankings folgt Großbritannien mit 17 Einrichtungen, wobei sich darunter auch die beiden ältesten Universitäten der englischsprachigen Welt befinden: The University of Cambridge auf Platz 3 und die University of Oxford auf Platz 8. Viele der größten Gelehrten in der Geschichte haben in in Cambridge und Oxford studiert und/oder gelehrt, darunter namhafte Persönlichkeiten wie Isaac Newton, Charles Darwin und Alan Turing (Cambridge) sowie und Roger Bacon, Robert Hooke und Edmund Halley (Oxford).

Die Republik Irland hat nur drei Schulen auf der gesamten Liste, aber mit einer Bevölkerung unter 5 Millionen Menschen kann es sich über mehr innovative Universitäten rühmen als jedes andere Land pro Kopf hat. So etwa erreicht Trinity College Dublin mit Platz 48 den höchsten Rang der in Irland vorhandenen Universitäten.  Das College wurde 1592 von Queen Elizabeth I nach dem Vorbild von Oxford und Cambridge gegründet und zeichnet sich heute durch einen höheren Anteil an zitierten Patenten aus als jede andere Universität unter Europas Top 100 – ein sehr guter Beweis der Auswirkungen irischer Forschungsarbeit auf die globale Forschung und Entwicklung.

Auf regionaler Ebene dominiert Westeuropa die Liste mit 60 Universitäten in den Top 100. Nordeuropa folgt mit 24 Universitäten an zweiter Stelle und während Südeuropa noch 15 Universitäten vorweisen kann, so ist es in Osteuropa nur eine einzige Universität, nämlich die in Polen angesiedelte Jagiellonen-Universität auf Platz 92. Unter den Top 100 reihen sich nur fünf Universitäten ein, deren Sitz sich nicht in einem europäischen Land befindet – vier davon sind in der Schweiz und eine in Norwegen (Universität Oslo, Rang 41). Interessanterweise gehören zu den Top 100 keine Universitäten aus  Russland oder aus der Türkei, welche immerhin zu den beiden bevölkerungsreichsten Ländern in Europa gehören und es fehlen auch Universitäten in kleinen, aber reichen Ländern wie Schweden und Finnland.

Zur Erstellung der Rangliste der innovativsten europäischen Universitäten hat die IP & Science Division von Thomson REUTERS mehr als 600 globale Organisationen kontaktiert. Dazu zählten unter anderem auch Bildungseinrichtungen, gemeinnützige Wohltätigkeitsorganisationen und staatlich finanzierte Einrichtungen. Allen gemein war dabei, dass sie regelmäßig und in einer großen Vielzahl  akademische Forschungsergebnisse präsentierten und veröffentlichten. Jeder Kandidat wurde anhand von 10 verschiedenen Metriken mit Fokus auf ihre wissenschaftlichen Arbeiten hin evaluiert, dazu wurden deren Grundlagenforschung und Patentanmeldungen genauer betrachtet. Schließlich wurde die Liste extrahiert, sodass nur mehr die europäischen Universitäten übrigblieben und anschließend wurde auf Grundlage ihrer Leistung ein Ranking erstellt.

Die Quintessenz des Rankings lautet jedenfalls, dass alle Universitäten, die einen Platz unter Europas Top 100errungen haben, zu den besten der Welt zählen. Sie betreiben ihre eigene Forschung, erschaffen nützliche Technologie und stimulieren mit ihrem Tun die Weltwirtschaft.

 

Text-Quelle: www.reuters.com

Bild-Quelle: www.netzwerk-ebd.de