Wer ein MBA-Studium plant, der sollte diese 5 Missverständnisse kennen
Veröffentlicht am 23. Dezember 2015Es gibt nach wie vor unterschiedliche Meinungen darüber, was eine MBA-Ausbildung wirklich bringt. In Unternehmen ist diese Studienvariante vor allem bei den Personalverantwortlichen beliebt, welche diese Art der Weiterbildung gerne zur Mitarbeiterbindung nutzen.
In vielen Fällen gibt es jedoch eindeutig falsche Vorstellungen zum Konzept einer Ausbildung, die im Erfolgsfall mit einem MBA-Abschluss endet. Mitarbeiter, Führungskräfte und HR-Verantwortliche gleichermaßen wählen dabei oftmals Studienprogramme nach Kriterien aus, die auf Missverständnissen beruhen. Die Journalistin und MBA-Expertin Bärbel Schwertfeger hat die fünf gängigsten davon zusammengefasst und diese sollen nachfolgend näher vorgestellt werden.
Missverständnis Nummer 1: Wer ein MBA-Studium wählt, könnte eigentlich auch BWL studieren
Vorrangige Zielgruppe für ein MBA-Studium sind Akademiker, die über kein wirtschaftswissenschaftliches Erststudium verfügen. Während des Studiums liegt der Schwerpunkt auf der Vermittlung von Managementwissen, der Persönlichkeitsentwicklung und auf der Optimierung der individuellen Führungskompetenz. Darüber hinaus muss man nach dem Erststudium eine mehrjährige und fundierte Berufserfahrung vorweisen können.
Im Mittelpunkt eines MBA-Studiums steht außerdem das Erarbeiten von Lösungen in einer Gruppe, in die jede Teilnehmerin und jeder Teilnehmer seine persönlichen Erfahrungen einbringt – schließlich will man in der Studienzeit nicht nur selbst, sondern auch voneinander lernen.
Vor diesem Hintergrund ist für ein gutes MBA-Programm enorm wichtig, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einer strengen Auswahl unterliegen. Als sogenannte Faustregel gilt dabei, dass die Zulassungskriterien umso strenger sind, je renommierter eine Business School ist. In der Folge wirkt sich dies auf die Qualität aus – schließlich ist der Lerneffekt umso größer, je qualifizierter die einzelnen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind.
Als Beispiel für strenge Auswahlkriterien soll an dieser Stelle die Stanford University genannt werden, welche im Jahr 2014 nur 7,1 Prozent der Bewerberinnen und Bewerber zum Vollzeit-MBA zuließ. Geht es jedoch um berufsbegleitende Studienprogrammen oder Executive MBAs für Führungskräfte, die bereits über Berufserfahrung verfügen, so ist die Auswahl hingegen meistens nicht ganz so streng. An deutschen Schools hingegen gilt häufig, dass die Nachfrage umso größer ist, je niedriger die Zulassungshürden sind.
Missverständnis Nummer 2: Bei einem MBA dreht sich alles um die Praxis, Forschungsarbeiten sind eher nachrangig
Natürlich nimmt die Praxisorientierung bei einem MBA-Studium eine wichtige Stellung ein, das bedeutet jedoch nicht, dass die Forschung deshalb außen vor bleibt. Fakt ist, dass die Professorinnen und Professoren, welche an führenden Business Schools unterrichten, selbst forschen und ihre Ergebnisse in renommierten wissenschaftlichen Print- und Online-Medien publizieren.
Zusätzlich besitzen die meisten dieser Lehrpersonen eigene Praxiserfahrung in Unternehmen der verschiedensten Branchen und sie treten auch oft als Berater von Firmen auf. Das Besondere daran ist, dass die Professorinnen und Professoren ihre Erkenntnisse aus dem Wissenschaftsbereich auf hohem Niveau mit einem Praxisbezug versehen, wodurch es MBA-Teilnehmern ermöglicht wird, diese bei der Lösungsfindung zu bestimmten Managementproblemen anzuwenden.
Missverständnis Nummer 3: MBA-Programme, die über eine Akkreditierung verfügen, sind automatisch auch qualitativ hochwertig
Was Deutschland betrifft, so gibt es 2 Arten an Akkreditierungen, nämlich eine für das Studienprogramm und eine für das Studiensystem. Sowohl Master- als auch MBA-Studiengänge können akkreditiert sein bzw. werden. Der sogenannte Akkreditierungsrat hat hierfür mehreren Agenturen die Befugnis erteilt. Sobald von Ihnen ein MBA-Programm akkreditiert wurde, darf dieses Programm das Gütesiegel des Akkreditierungsrats offiziell tragen. Zusätzlich zur Programmakkreditierung eines Studiengangs gibt die sogenannte Systemakkreditierung. Bei dieser wird geprüft, ob die von der Prüfung betroffene Hochschule ein funktionierendes Qualitätssicherungssystem vorweisen kann.
Eine Agentur, die in Deutschland ein Programm überprüft, befasst sich dabei jedoch nur damit, ob das jeweilige Studienprogramm die Mindestkriterien erfüllen kann. Um eine Akkreditierung zu erlangen, müssten die geprüften Studiengänge aber nicht einmal dem ursprünglichen Konzept eines MBA-Studiums folgen. Deshalb kommt es vor, dass sich ein Master-Studiengang mit einer bestimmten Spezialisierung als MBA präsentiert, denn ein solcher verkauft sich auch besser. Betrachtet man allerdings das internationale MBA-Angebot, so gelten hier diverse andere Gütesiegel wie beispielsweise AACSB, AMBA und EQUIS.
Missverständnis Nummer 4: Wer sich für ein MBA-Studium entscheidet und um eine Zulassung ansucht, der kann sich die Berufserfahrung anrechnen lassen
Im Normalfall fordert eine School ein paar Jahre an beruflicher Erfahrung, wenn es um die Zulassung zu einem ihrer MBA-Programme geht. Berufserfahrung zählt ganz allgemein zu den grundsätzlichen Voraussetzungen der Zulassung zu einem guten MBA-Programm. Für Deutschland ist dabei zumindest 1 Jahr berufliche Erfahrung Pflicht. Teilnehmerinnen und Teilnehmer führender Business Schools weisen oftmals sogar über 5 Jahre Berufserfahrung vor und auch beim Executive MBA kann es passieren, dass in manchen Fällen eine mehrjährige Führungserfahrung gefordert wird.
Wer in Deutschland einen MBA studieren möchte, der kann dies mittlerweile aber ohne ein Erststudium tun. In einem solchen Fall wird die Lehre oder ein Praktikum als Berufserfahrung angerechnet und wer dazu noch berufliche Praxis vorweisen kann, dem wird diese als akademische Leistung anerkannt. Die Möglichkeit eines MBA-Studiums ohne Erststudium ergibt sich nicht zuletzt daraus, dass aus politischer Sicht durchaus gewünscht wird, Berufserfahrenen den Zugang zu einem von ihnen angestrebten Hochschulstudium zu erleichtern.
Missverständnis Nummer 5: Wenn ein Unternehmen ein bestimmtes MBA-Programm unterstützt, dann muss es gut sein
Vielfach kommt es vor, dass Unternehmen keinen oder nur einen geringen Überblick über die angebotenen MBA-Studiengänge besitzen und somit setzen diese auf preisgünstige sowie ihnen bequeme Studienangebote. Aus diesem Grund ist es unerlässlich, dass sich HR-Verantwortliche intensiver mit dem MBA-Markt auseinandersetzen und sich besser umfassendere Informationen darüber beschaffen. Schließlich sollte es im Unternehmensinteresse liegen, dass ein MBA- Studium, welches einer ihrer Angestellten absolvieren möchte oder soll, auch eine aus wissenschaftlicher Sicht fundierte Qualität aufweist und die von den Mitarbeitern erworbene Qualifikation dem Unternehmen einen positiven Nutzen bringt.
Text-Quelle: www.haufe.de
Bild-Quelle: Pixabay