5 Kriterien, um Jobangebote zu bewerten
Veröffentlicht am 23. Januar 2023„Herzlichen Glückwunsch! Sie haben die Stelle.“ Welcher Arbeitssuchende freut sich nicht über diese Worte? Und das zurecht: Denn schließlich wurde in der Regel viel Zeit und Mühe in den Bewerbungsprozess gesteckt. Freude und Erleichterung machen sich breit. Doch bevor eine verbindliche Zusage gegeben wird, sollte man sich noch einmal Zeit nehmen, das Angebot genauer zu prüfen und Einzelheiten mit dem potenziellen Arbeitgeber zu besprechen. Denn nicht selten kann es passieren, dass ein Angebot nicht so gut ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Und niemand möchte schon nach kürzester Zeit erneut auf Jobsuche gehen, weil sich der vermeintliche Traumjob als Windei entpuppt hat. Folgende Kriterien helfen dabei, eine überlegte Wahl zu treffen.
1. Den eigenen Wert kennen
Selbst, wenn der Job eine echte Berufung ist: Nur die wenigsten Menschen können es sich leisten, aus Spaß an der Freude zu arbeiten. Die Arbeitsstelle dient in erster Linie dem Broterwerb, denn das Dach über dem Kopf und die Lebensmittel wollen bezahlt werden. Auch wenn das Gehalt schon im Bewerbungsgespräch thematisiert wurde, sollte vor der Zusage für die Stelle noch einmal genau geprüft werden, wie viel die vorhandenen Erfahrungen und Fähigkeiten wirklich wert sind.
Mindestlohn ist Minimum
In Deutschland gilt der gesetzlich vorgeschriebene Mindestlohn – auch für Berufseinsteiger. Der Mindestlohn beträgt aktuell (Stand 2023) 12 Euro pro Stunde. Das Gehalt darf damit nicht unter diesem Betrag pro Stunde liegen. Und es gibt nur wenige Ausnahmen, in denen der Mindestlohn nicht veranschlagt werden muss. So muss er nicht für Langzeitarbeitslose in der Phase der Wiedereingliederung (die ersten sechs Monate nach Aufnahme einer Arbeit) bezahlt werden. Auch minderjährige Angestellte ohne abgeschlossene Berufsausbildung und Azubis fallen nicht unter das Mindestlohngesetz.
Nach Angaben des Statistischen Bundesamts lag das Durchschnittsgehalt in Deutschland für eine Vollzeitstelle im Jahr 2020 bei 3.975 Euro brutto im Monat. Dabei gilt zu berücksichtigen, dass die durchschnittlichen Gehälter abhängig vom genauen Beruf sehr unterschiedlich ausfallen. Während ein Erzieher im Jahr 2022 auf durchschnittlich 3.965 Euro Bruttolohn kam, verdiente ein Arzt im Schnitt 6.438 Euro. Zudem fallen die Gehälter nicht nur abhängig von der Branche, sondern auch abhängig von der Region, in der der Arbeitsplatz liegt, unterschiedlich aus.
Das deutsche Durchschnittsgehalt ist im EU-Vergleich übrigens relativ niedrig. Mit einer Pro-Kopf-Kaufkraft von 24.807 Euro netto im Jahr 2022 belegt Deutschland Platz acht von 42. Am meisten lässt sich in Liechtenstein verdienen. Hier kommen Arbeitnehmer auf ein durchschnittliches Nettoeinkommen von 66.204 Euro. Allerdings gestalten sich in manchen EU-Ländern auch die Lebenshaltungskosten deutlich höher als in Deutschland.
Für alle, die in Übersee ihr Glück versuchen wollen: Das Durchschnittsgehalt in den USA ist um 30,5 Prozent höher als in Deutschland. Aber Vorsicht, denn das Sozialsystem in den USA funktioniert anders als hier und US-Amerikaner müssen deutlich mehr Geld eigenständig in Versicherungen, medizinische Versorgung und Ausbildung investieren als deutsche Arbeitnehmer.
2. Auch Zeit ist Geld
Ein weiteres wichtiges Kriterium neben dem Gehalt ist der Zeitfaktor. Vor der Zusage sollte sichergestellt werden, wie viel Zeit am Arbeitsplatz und für den Arbeitsweg aufgewendet werden muss. Denn manch ein auf den ersten Blick attraktiv wirkendes Gehalt relativiert sich, wenn erwartbare Überstunden nicht vergütet werden oder wenn der Weg zur Arbeit tagtäglich sehr viel Zeit in Anspruch nimmt.
Des Weiteren darf hinsichtlich der Arbeitszeiten eine gewisse Flexibilität nicht unterschätzt werden. Wer flexible Arbeitszeiten aushandelt, muss sich nicht notwendigerweise einen halben Urlaubstag nehmen, wenn einmal ein Arztbesuch ansteht oder Handwerker ins Haus kommen. Flexible Arbeitszeiten sind auch und vor allem für Eltern ein großes Plus.
3. Karrierechancen
Arbeitgeber fragen im Vorstellungsgespräch gerne, wo der potenzielle neue Mitarbeiter sich in den nächsten fünf Jahren sieht. Auch umgekehrt sollte vor Jobantritt geprüft werden, wo man in den nächsten fünf oder zehn Jahren im Unternehmen der Wahl stehen kann. Nicht jedem ist es wichtig, die Karriereleiter emporzusteigen, doch man weiß nie, wie sich das Leben entwickelt und es ist immer gut, langfristig realistische Aufstiegschancen zu haben. Vor Stellenantritt sollte man sich immer fragen, was die Stelle einem nützt, welche neuen Erfahrungen und welche Möglichkeiten der Weiterentwicklung sie bietet.
4. Die eigenen Werte vertreten
Man kann vor dem Bewerbungsprozess noch so viel über ein Unternehmen recherchieren, einen echten Eindruck erhält man erst, wenn man den Verantwortlichen im Unternehmen gegenübersitzt, wenn man herumgeführt wird und die Möglichkeit bekommt, mit anderen Mitarbeitern zu reden. Daher sollte nach dem Bewerbungsprozess der persönliche Eindruck vom Unternehmen noch einmal genau auf den Prüfstand gestellt werden. Wenn möglich, kann der potenzielle Arbeitgeber um einen weiteren Termin zur Besichtigung des Unternehmens gebeten werden oder er wird auf einer Messe oder einer anderen offiziellen Veranstaltung noch einmal aufgesucht. Dabei sollten folgende Fragen im Vordergrund stehen:
- Stimmen die eigenen Werte mit denen des Unternehmens überein?
- Wie wirkt die Atmosphäre im Unternehmen?
- Hat das Unternehmen / hat mein Vorgesetzter alle Eigenschaften, die mir bei einem Arbeitgeber wichtig sind?
- Unterstützt der potenzielle Arbeitgeber aktiv Anliegen, die mir wichtig sind
5. Realistisch sein
Kurzschlusshandlungen bei der Stellenzusage sind unangebracht. Die Kriterien, die bei der Arbeitssuche individuell die wichtigsten sind, sollten stimmen, damit man im Idealfall über einen langen Zeitraum gerne seinen Arbeitsplatz aufsucht. Aber natürlich ist kein Arbeitgeber, kein Unternehmen perfekt. Daher gilt es zum einen, die eigenen Ansprüche einem Realitätscheck zu unterziehen. Zum anderen ist es in diesem Zusammenhang nicht zuletzt ausschlaggebend, dass man das Gefühl hat, bei einem Arbeitgeber zu landen, mit dem man reden kann, wenn etwas einmal nicht so gut läuft.
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